Liebe Kollegin, lieber Kollege,
„Wenn Du deprimiert bist, lebst Du in der Vergangenheit, wenn Du besorgt bist, lebst Du in der Zukunft, wenn Du in Frieden bist, lebst Du in der Gegenwart.“ Lao-Tse
Die Besinnung auf auf das Leben im Hier und Jetzt ist tröstlich, wenn gefühlt die ganze Welt um einen herum auseinanderfällt. Aber stimmt das denn überhaupt noch? Können wir in der Gegenwart noch Frieden finden?
Hatten wir nach der Definition des aus den 80er Jahren stammenden VUCA-Weltbilds noch die Option, die Komplexität und Unbeständigkeit der Welt zu bewältigen, bzw. mit ihr gut zu leben, indem wir Klarheit, Flexibilität und Freiraum für Entwicklungen als Ressource einsetzen, so reichen die dafür geschaffenen Werkzeuge in der heutigen Situation nicht mehr aus. Nach dem amerikanischen Zukunftsforscher Jamais Cascio und seinem Blogbeitrag „Facing the Age of Chaos“ (2020) ist der Umgang mit der VUCA-Welt für uns mittlerweile eine Standardkompetenz. Die heutige Herausforderung heisst, auf den Punkt gebracht, mit dem Chaos zu leben. Dafür hat Cascio ein neues Akronym geprägt: BANI, das adäquat zum VUCA-Begriff einen begrifflichen Rahmen für ein neues Weltbild beschreibt und uns Ansatzpunkte für Verständnis und Umgang bietet.
BANI bedeutet im Einzelnen:
B brittle: brüchig, spröde
A anxious: ängstlich, angstauslösend
N nonlinear: nichtlinear
I irrational: irrational
Unter dem Eindruck von Pandemie, Klimawandel und globalen politischen Umwälzungen sind diese Begrifflichkeiten leicht nachzuvollziehen. Doch auch unsere persönlichen Systeme bis hin zu privatesten Verbindungen sind betroffen. Auf einmal teilt sich die Welt unversöhnlich in Impfbefürworter und Impfgegner, das geliebte Kinderbuch ist auf einmal ein rassistisches Machwerk und die Frage öffentlich zu beantworten, ob ich nun der Coach, die Coach oder die Coachin bin, kann zu einer Mutprobe werden. Was früher eine schlichte Meinungsverschiedenheit war, ist heute ein Grabenkrieg mit theoretischem Überbau. Die Liste dieser Herausforderungen mag jeder für sich weiter fortführen. Ob sich das BANI Modell in der Realität bewähren wird, sei dahingestellt, wir finden es ist ein treffendes Werkzeug, unsere augenblickliche Situation zu beschreiben. Die Herausforderung in der Arbeit mit Klienten bleibt für uns multiprofessionelle ECA-Coaches dennoch immer die gleiche, denn wir arbeiten ja mit dem Weltbild des Klienten. Cascio rät übrigens angesichts seiner Theorie folgende Ressourcen zu stärken: Bei Brüchigkeit rät er zu Belastbarkeit und Lockerheit, bei Angst rät er, Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen zu stärken, Nichtlineares verlange nach Kontext und Flexibilität und Unverständliches nach Transparenz und Intuition. Wie gut, dass wir an allen Herausforderungen weiter wachsen dürfen.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen für die kommenden Festtage und für das neue Jahr, dass Sie Ihre ganz persönliche Insel des Friedens finden. Wir wünschen gesegnete Weihnachten, Geborgenheit, inneren und äußeren Frieden, Zusammensein, Lachen und Nähe zu den Menschen, die Ihnen wichtig sind.
Für heute herzliche Grüße aus der ECA-Geschäftsstelle
Für das ECA-Präsidium
Ihre
Christel Juchniewicz
ECA Vize-Präsidentin
Geschäftsführung
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